Das Schafstallviertel in Hülsen darf man wohl als ein Kleinod bäuerlicher Baukultur bezeichnen. Nirgends sonst gibt es ein gleichartiges unter Denkmalschutz stehendes Ensemble historischer Schafställe auf so engem Raum. Zehn Ställe sind es heute insgesamt, von denen sieben an ihrem ursprünglichen Standort stehen; drei ehemalige Schafställe sind zwischenzeitlich anderweitig verwendet und dann in den Bereich der übrigen Ställe zurückgeführt worden. Von besonderem Reiz ist die idyllische Lage inmitten der großen Eichen und dem Platz mit den rustikalen Sitzgruppen, dem Backhaus und dem Brunnen. Dieser diente einmal dem Tränken der Schafe, wurde dann zugeschüttet und später wieder ausgegraben.
Gebaut worden sind die Ställe zwischen 1650 und 1780, und zwar insgesamt 34 Stück. Als die Schafhaltung ihre Bedeutung für die bäuerliche Wirtschaft verlor, verfiel einTeil der Ställe, andere wurden abgebaut und teilweise auch zu anderen Zwecken an anderer Stelle wieder aufgebaut.
Im Jahre 1983 „retteten“ die Vorstände der Hülsener Vereine und der Ortsfeuerwehr einen umgesetzten und bis dahin als Spargelschuppen verwendeten ehemaligen Schafstall, für den eine Abrissverfügung vorlag. Sie planten, ihn im Bereich der übrigen Ställe wieder aufzubauen. Das war dann gleichzeitig der „Weckruf“, sich um die Erhaltung der noch vorhandenen anderen alten Ställe zu bemühen. Vor diesem Hintergrund ist der Kulturförderkreis Hülsen gegründet worden, der u.a. diese Aufgabe in seine Satzung aufgenommen hat.
Im Rahmen der von 1989 bis 1999 in der Ortschaft Hülsen laufenden Dorferneuerung sind vier Ställe restauriert worden. Ein weiterer Stall ist Rahmen des Projektes „Schafstallviertel Hülsen 2010/2011“ grundlegend saniert und restauriert worden. Dieses Projekt wurde von der Nds. Denkmalpflege, dem Landesamt für Geoinformationen und Landentwicklung (Aller-Leine-Tal), der Stiftung der KSK Verden, der Stiftung regionales Kulturerbe, der Bingo-Stiftung sowie mit Mitteln der Gemeinde Dörverden und des Kulturförderkreises Hülsen gefördert.
Sechs Ställe werden vom Kulturförderkreis Hülsen genutzt. Dort sind in einem Stall beispielsweise alte landwirtschaftliche Geräte und Maschinen untergebracht, die von einer Gruppe von Vereinsmitgliedern (siehe auch „Montagsdienstler„) überholt, restauriert und funktionsfähig gemacht werden. In einem anderen Stall befindet sich die „Kalistube“, ein kleines Kalibergbaumuseum, in dem die Kaligeschichte Hülsens und des Aller-Leine-Tals durch Geräte, Werkzeuge, Uniformen, Salzproben und anderen Exponaten sowie durch Informationstafeln und einem Multimediabereich lebendig dargestellt wird und so von interessierten Besuchern nachvollzogen werden kann (siehe auch „Kalistube„) . In zwei weiteren Ställen befinden sich Ausstellungen z.B. über die Hauswirtschaft, die Landwirtschaft oder das Handwerk in der Zeit von ca. 1920 bis 1960. Ein weiterer Stall dient den „Montagsdienstlern“ als Arbeitsraum.
Der größte Teil der Ställe befindet sich in Privatbesitz. Drei der Eigentümer haben dem Kulturförderkreis Hülsen die Nutzung überlassen. Weitere drei Ställe stehen im Eigentum der Gemeinde Dörverden. Auch sie werden vom Kulturförderkreis genutzt. In einem dieser Ställe hat der Kulturförderkreis Hülsen eine Informationsstätte für ländliches Leben eingerichtet. In diesem Gebäude, das z.B. auch als Treffpunkt für Führungen dient, befinden sich auch Toiletten. Es dient auch als Übungsraum für die Volkstanzgruppe „De Schapstalldänzer“ und für die Chorproben des Männergesangvereins „Concordia“ Hülsen.
Das Schafstallviertel Hülsen liegt am Schützenweg und damit etwa in der Mitte des Dorfes. Es ist ausgeschildert und mit dem PKW oder auch mit dem Fahrrad gut erreichbar. Mehrere schöne und gut zu befahrende Radwege führen direkt am Schafstallviertel vorbei. Dazu gehören der Aller-Radweg, der Bahnradweg, der zwischen Westen und Ahlden auf der ehemaligen Bahntrasse von Verden nach Schwarmstedt/Celle entlang führt, und der Erlebnispfad Aller.
Das Schafstallviertel gehört zu den Scheunenvierteln in der Aller-Weser-Hunte-Region, die sich in einem Arbeitskreis zusammengeschlossen hatten. Die insgesamt 10 Mitglieder dieses Kreises hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die Gemeinsamkeiten und die kulturelle und bauliche Historie herauszustellen und um für die dort stattfindenden Veranstaltungen zu werben. Als sogenannte „Sonderquartiere“ haben diese Viertel ein für diese Region prägendes Alleinstellungsmerkmal.
Ein Besuch des Schafstallviertels Hülsen lohnt sich besonders, wenn dort im Sommer die Backtage veranstaltet werden. Frischer Butterkuchen, gebacken im Lehmbackofen des am Rande des Schafstallviertels stehenden Backhauses, wird dann den Besuchern der Backtage angeboten (siehe auch „Backtage„). Und ein Highlight ist dann in jedem Jahr wieder der Herbstbasar, bei dem sowohl in den Ställen als auch auf der Freifläche dazwischen Hobby-Handwerker und -künstler ihre Waren anbieten, jeweils verbunden mit einer Ausstellung unter dem Motto „Aus Omas Zeit“ und einem begleitenden Unterhaltungsprogramm (siehe auch „Herbstbasar„).
Führungen melden Sie bitte an beim Kulturförderkreis Hülsen (info@kulturfoerderkreis-huelsen.de) oder bei der Gästeführung der Landfrauen Heidekreis.
Projekt Schafstallviertel
In neuem Glanz erstrahlt der Schafstall, der sich im Eigentum von Sven und Carmen Meyer befindet. Er drohte einzustürzen. Im Rahmen des Projektes „Schafstallviertel Hülsen 2011/2012“ ist er von Grund auf restauriert worden. Viele Arbeiten haben dabei die Mitglieder des Kulturförderkreises und der Eigentümer mit seinen Freunden vorgenommen. Den wesentlichen Teil haben aber die Fachleute der Firma Fach&Werk ausgeführt. Der Stall steht nun dem Kulturförderkreis für die nächsten 20 Jahre zur Nutzung zur Verfügung.
Das Projekt „Schafstallviertel 2010/2011“ hat dem Schafstallviertel Hülsen einen mächtigen Schub gegeben. Seit September 2010 begannen die Arbeiten. Durch die Firma „Fach- und Werk“, unterstützt von den Montagsdienstlern des Vereins ist der Schafstall an der Straße Twachte von Grund auf denkmalgerecht restauriert worden.
In einer zweiten Maßnahme wurde ein schon vor langer Zeit in den Nachbarort Hämelheide versetzter Schafstall dort wieder abgebaut und im Bereich seines alten Standortes im Schafstallviertel wieder aufgebaut. Er wird nun vom Kulturförderkreis Hülsen als Informations- und Wissensstätte für ländliches Leben Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts genutzt, wird aber auch von anderen Vereinen und Verbänden im Ort z.B. als Versammlungsstätte genutzt.
Ein weiterer Projektteil war der Bau eines Informations- und Abgrenzungssystems.
Der Kostenaufwand für das Projekt betrug rd. 75.000 € zuzüglich erheblicher Eigenleistungen. Dieser Betrag wurde aufgebracht durch Europäische Leader-Mittel (Aller- Leine-Tal), Mittel der Gemeinde Dörverden, des Nds. Amtes für Denkmalpflege, der Bingo- Stiftung, der Stiftung der Kreissparkasse Verden, des Kulturförderkreises Hülsen und des Eigentümers des zu sanierenden Stalles.
Eine Aufgabe haben sich alle Scheunenviertel in der Aller-Weser-Hunte-Region vorgenommen: Es soll überall ein einheitliches Info-System installiert werden. In Hülsen sind die mit dieser Aufgabe verbundene Arbeiten bereits abgeschlossen und das System installiert worden. Nun haben alle Besucher des Schafstallviertels die Möglichkeit, sich anhand einer Schautafel über die historischen Hintergründe zu informieren. Auch dieses System ist von den Mitgliedern des Kulturförderkreises errichtet worden.
Das Schafstallviertel wird durch den Schützenweg getrennt. Vor diesem Hintergrund ist die Idee entstanden, durch bauliche Elemente an den angrenzenden zum Schafstallviertel führenden Straßen den Eindruck zu verstärken, dass alle noch vorhandenen Ställe zu einer Einheit gehören, nämlich zu dem unter Denkmalschutz stehendem Ensemble Schafställe Hülsen. Im Rahmen des Projektes „Schafstallviertel Hülsen 2010/2011“ sind auch diese Elemente vom Kulturförderkreis entworfen und gebaut worden. Sämtliches verwendete Material stammt aus dem Bereich des Schafstallviertels.